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Adventsbrief 2025

Brief zum Advent 2025
Liebe Schwestern und Assoziierte,
Die Adventszeit ist wieder da. Worte wie „Erwartung“, „Warten“, „wachsam sein“ und „Hoffnung“ verbinden wir üblicherweise mit dieser Zeit. Es ist die Zeit, in der wir in der Stille, unter dem dunklen Adventshimmel, auf Gott lauschen und ihn im Schrei der Armen, im Seufzen der gesamten Schöpfung vernehmen. Wir sind wachsam gegenüber den Nöten einer verwundeten Welt.
Hoffentlich gehen wir mit neuen Augen in dieser Adventszeit, offen für Veränderungen und bereit, Verbindungen zu vergangenen und zukünftigen Generationen herzustellen. Wenn wir für das Wirken des Heiligen Geistes sensibilisiert sind, können diese neuen Augen uns Muster des Wachstums in unserem Verständnis, unserer Veränderungsfähigkeit und wahrer Transformation offenbaren.
Der Advent ist die Zeit des Wartens, die uns zu einer liebevollen Achtsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist aufruft – demselben Geist, der Maria anrührte und ihr den Mut gab, zum Engel Gabriel „Ja“ zu sagen. Dietrich Bonhoffer nannte das Magnificat sogar „das leidenschaftlichste, das wildeste, man könnte sogar sagen, das revolutionärste Adventslied, das je gesungen wurde“. Wenn wir in diesen Adventsnächten das Magnificat im Abendgebet beten, können wir darüber nachdenken, wie Marias Verständnis von Gottes Plan uns heute noch etwas zu sagen hat. Es erinnert uns daran, dass das Evangelium herausfordernd ist und Mut erfordert, danach zu leben. Wenn wir in der „Geduld des Wartens“[i] bestehen, können auch wir erwarten, dass Gott in unseren Herzen gegenwärtig ist. Die Adventszeit und die Stille, die wir in unserem Leben pflegen, ermöglichen es uns, Gott wirklich zu hören, wie er uns besucht, zu uns spricht und uns auf unerwartete Weise den Weg in die Zukunft offenbart.
Es erinnert mich an den Vortrag von Schwester Simona Brambilla auf der UISG-Konferenz im vergangenen Mai. Sie sprach so poetisch und schön über den Mond, über das Mondlicht als Symbol der synodalen Gegenwart, die sich im Mond und den schlichten Sternen ausdrückt. Über das geweihte Leben sagte sie: „Die Sonne ist untergegangen, und es ist die Zeit des Mondes.“ Das wahre Licht weicht dem reflektierten Licht. Es ist eine Zeit, in der die Konturen der Realität verschwimmen. Es ist auch die Zeit, in der schlummernde Geister in uns und unter uns erwachen und die Gestalt tausender Fragen, Unsicherheiten und Ängste annehmen: Wer sind wir? Wohin gehen wir? Wie werden wir sein? Wo werden wir enden? [ii]… Werden wir jemals enden? Diese Fragen stellen sich viele religiöse Gemeinschaften heute, während sich das religiöse Leben weiterentwickelt, verändert und neue Wege des Seins in einer Welt findet, die dringend spirituelle Präsenz und ein Gefühl der Zugehörigkeit braucht.
Vielleicht ruft uns diese Adventszeit als Kongregation von der Göttlichen Vorsehung dazu auf, die wahren Werte unserer Weihe als Schwestern und in unseren Bündnisbeziehungen als Mitarbeiterinnen neu zu entdecken. Mögen wir in dieser Zeit des Wartens, der Erwartung und der Hoffnung neue Träume träumen, mit neuen Augen sehen und darauf vertrauen, dass wir uns gemeinsam auf einem heiligen Weg befinden.
Ein frohes adventliches Warten!
Eins mit Ihnen in Gottes liebevoller Vorsehung,
Sister Barbara McMullen –
Leiterin der Kongregation
[i] [i] Dietrich Bonhoffer, Advent homily, 1933, quoted in “Daily Reflections for Advent and Christmas,” Mary DeTurris Poust, Liturgical Press, Collegeville, MN, 2025.[i]
[ii] Sister Simona Brambilla, MC. Presentation at the UISG Plenary Conference: “How Does Consecrated Life Represent Transformative Hope,” May 5-7, 2025, Rome, Italy
